Der Tag war bereits zur Hälfte um und Natalja hatte ihn recht produktiv verbracht, wie sie fand. Zunächst hatte sie zwei Stunden mit den vierten Klassen gehabt und war dann zum Mittagessen gegangen, wo sie sich ein wenig mit Tiberius unterhalten hatte. Nichts Aufregendes, aber ein schöner Zeitvertreib. Die Schüler selbst schwatzten ebenfalls, blickten ab und an nur zu den Professoren auf. Natalja störte es nicht, für sie gab es kein davor, kein Vergleich zu Dumbledores Zeiten. Ihrer Meinung nach war Severus sogar recht gut als Schulleiter, engagiert und geradlinig, etwas, dass die Schüler dringend nötig hatten. Lange genug war man zu nachlässig mit ihnen gewesen und das zeigte sich in ihrem Verhalten, wie teilweise unachtsam im Unterricht waren, sich mit anderen Dingen beschäftigten, als dem Inhalt des Unterrichts. Aber ihre Arbeit trug langsam Früchte.
Inzwischen saß Natalja an ihrem Schreibtisch, schrieb ein paar Beobachtungen auf Pergament auf, notierte sich Ideen für die nächsten Stunden oder blickte gedankenverloren in den Raum hinein. Ihre erste Stunde hier war inzwischen einige Tage her und es war viel geschehen seitdem. Sie fühlte sich wohl in ihrer neuen Rolle, etwas, das sie zunächst für sehr abwegig gehalten hatte. Doch hier zu sein, zu unterrichten, hatte etwas seltsam beruhigendes an sich. Es war schlichtweg sicher, keine Kämpfe, keine Gefahren, nur das Unterrichten und die aufmerksamen Schüler, die das Wissen begierig aufsaugten. Die Todesserin legte die Feder beiseite, stützte ihren Kopf mit einer Hand ab und erlaubte es sich, ein wenig zu träumen. Wäre das etwas für sie? Vollzeit Professorin zu sein? Sie würde nicht mehr Gefahr laufen sich in Kämpfe begeben zu müssen, keine Flüche und Verletzungen. In ihrem Alter musste man langsam an das alt werden denken. Aber würde der Dunkle Lord ihr das gewähren? Sie würde dann nicht mehr des Nachts durch finstere Gassen huschen, in keine Häuser mehr einbrechen. Keine Muggel, Zauberer und Feinde töten oder foltern. Konnte sie das? Die hellen Augen wanderten durch den Raum, ihre Ohren lauschten der warmen Stille. Gewiss, wenn sie könnte, dann würde sie es sicherlich überlegen. Es hatte seinen Reiz hier zu sitzen, sicher hinter diesen dicken Mauern aus Stein.
Vielleicht auch an Durmstrang, sollte es sich ergeben. Sofern Voldemort aber nicht damit einverstanden war, würde es ohnehin ein Traum bleiben. Denn auch wenn sie sich als Professorin hier bewies, so waren ihre hauptsächlichen Talente doch in einem anderen Bereich und die wusste der Dunkle Lord durchaus zu schätzen und zu nutzen. Ein Seufzten verließ ihren Mund und das Gewicht ihres Kopfes verlagerte sich in die andere Hand. Immerhin hatte sie die Möglichkeit hier zu sein, das war zwar auch etwas umständlich, denn die Zeit zwischen ihren Tagen als Professorin konnte sie selten nutzen um sich vorzubereiten, aber unmöglich war es nicht. Es bereitete ihr sogar Spaß sich auf den Unterricht vorzubereiten, sich neues für die Schüler auszudenken, um sie mit dem Gebiet vertraut zu machen. Der Großteil von ihnen hatte kaum bis keine Berührungspunkte mit den Dunklen Künsten gehabt, lediglich durch das Fach "VgdDK" wussten sie überhaupt etwas darüber. In Nataljas Augen war das unverständlich, gerade in der heutigen Zeit sollte man auf alles vorbereitet werden und nur, weil ein paar der Meinung waren, dass diese drei Flüche unverzeihlich waren, hieß das nicht, dass alle das auch glauben mussten. Wenn man es genau nahm, dann kannte die Dunkelhaarige durchaus ein paar andere Zauber, die einem das Leben weitaus mehr erschweren konnten als der Cruciatus oder Imperio.
Sie blinzelte, als es plötzlich an ihre Tür klopfte und nuschelte ein Herein, als die Tür auch schon aufging und ein dunkelhaariger Slytherin den Raum betrat. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die nächste Stunde noch nicht begonnen hatte, was also wollte er wohl von ihr? Ihre hellen Augen ruhten abwartend auf ihm, bis er vor ihrem Schreibtisch schließlich stehen blieb und sie grüßte. "Guten Tag, kann ich Ihnen weiterhelfen?" Sicherlich wollte er etwas Bestimmtes von ihr, sonst wäre er wohl kaum gekommen. Nun lag es wohl an ihm, sich zu erklären.
Schmeiß Liana einfach hinein 
