Beiträge von Vitali Vulkanow

    Es war eine entspannte Situation, die wir beide nur zu gern genossen. "Oh super, da haben wir ja sogar ein paar Gemeinsamkeiten. Und ich weiß noch nicht einmal was LoFi Beat ist. Also, sprich nicht davon, dass DU zu alt bist. Was bin ich dann? Ein tausendjähriger Drache? Oder doch ein Dinosaurier? T-Rex?" Ich wartete ab, was sie dazu sagen würde. "Mit der traditionellen, chinesischen Musik kenne ich mich nicht aus. Ich schätze, das nennt sich dann eine Bildungslücke, oder?" Ich grinste ein bisschen, als ihr Fuß im Takt mitwippte. Als ich nach dem Verlauf des Urlaubs fragte, versteifte sie sich. Oh schwieriges Thema? Das war mir peinlich. Irgendwie schien sie damit ein Problem zu haben. Warum? Konnte ich ihr helfen? Ich machte mir meine Gedanken. Ich lächelte ein wenig, "hm, wenn Du magst, können wir das morgen ein wenig nachholen und Du gut genug laufen kannst. Die Gegend hier ist recht schön und ich glaube, es ist eine tolle Entdeckungsreise, alles neu zu sehen, nach all den Jahren." Es war ja auch eine süße, kleine Stadt hier. Kaum, dass es ans Abschütten des Wassers ging, passierte ein kleiner Unfall. Wir bekamen beide unser Fett weg. Kurz zuckte ich zusammen. Aber irgendwie markierte ich nun den starken Mann und musste erst geschockt fragen, "geht es Dir gut, Cho?" Als Hausherr zeigte ich mich als Erstes um den Gast besorgt, egal, was los war oder wie es mir ging. Da pochte all der männliche Stolz in mir, so wild wie ein Sturm in Bulgarien - im Herbst oder Winter.

    Ich nickte und begann ebenfalls ein paar der Zutaten zu schnibbeln. Cho war flink. Also kochte sie ebenso wie ich gern ohne Zauberstab. Ein kleines Grinsen konnte ich mir also nicht verkneifen. "Ja klar. Gute Ernährung halt. Eiweißquellen gibt es ja genügend, auch pflanzliche. Aber grade für das Thema Eisen ist Fleisch der beste Lieferant. Rotes Fleisch." Cho liebte Fleisch und so holte ich die Scampis als auch Pastrami raus. Ich verneigte mich, "eine Frau mit Geschmack" und ich grinste ihr dabei entgegen. Herrje, flirtete ich hier wie verrückt? Das wurde ja immer verrückter. Diese Frau verdrehte mir echt den Kopf. Und zwar kräftig. Jetzt wurde mir irgendwie klar, dass sie echt gut aussah. Ob sie das wusste? Sie hatte schöne Haare fand ich. Einem Instinkt folgenden machte ich leise Musik an. Entspannter Jazz. "Ich hoffe, das ist okay?", fragte ich. "Was hörst Du denn sonst? Bei mir ist von Rock, Pop bis Jazz so ziemlich alles dabei. Je nach Stimmung." Rock gab mehr Power zurück und eignete sich wunderbar zum Joggen oder Boxen. Da drehte ich hoch. Dann fragte ich, "was hast Du bisher in Deinem Kurzurlaub gemacht? Immer genießen. Es sind kostbare Zeiten. Die brauchen wir gerade jetzt."

    Ich fühlte mich sehr wohl mit Cho. Warum wusste ich nicht so genau, aber es war so. Diese Frau war sowas von verwirrend und komisch. Ich fühlte mich sicher mit ihr. Komisch. Eigentlich war ich ja größer und etwa doppelt so schwer. Fast, nicht ganz. Die Fragen, welche Cho sich stellte, ahnte ich natürlich nicht. "Alles klar", sagte ich und holte ein paar Zutaten hervor. "Hmm, Tintenfisch, wenn dann nur richtig frische Calamaris in Spanien", antwortete ich ihr. "Die Zubereitung ist wohl eine ganz andere. Aber allzu viel kann man davon auch nicht futtern." Das Zeug war nämlich recht fettig. Mit etwas Zitrone war es verdammt lecker. "Alles gut." Und ich zog tatsächlich auch einen Wok hervor. "Bitteschön und ich hab nichts gegen vegetarische Küche. So viel Fleisch futtere ich gar nicht, aber durchaus ein oder zweimal in der Woche in der Hauptmahlzeit. Und Du?" Es dauerte nicht lange, bis ein aromatischer Duft das gesamte Haus durchzog und den Mund wässerig machen konnte. Ich war es gewohnt, ohne Zauberei zu kochen. Das kam mir einfach ehrlicher vor. Zudem bedeutete es, dass man dabei entspannen konnte. Den Abwasch hingegen machte ich am liebsten schnell mit dem Zauberstab. SO viel Zeit hatte ich nun auch wieder nicht, dass ich das auch noch per Hand erledigen wollte. Außerdem nervte es mehr. Glücklicherweise hatte ich den Reis als erstes aufgesetzt.

    Ich seufzte ein wenig. Diese Frau brachte meinen Verstand zum Kochen. So richtig. Mir tanzte der Verstand im Kopf umher, schlimmer als jeder Schnatz, den Krum nur fangen konnte, schlimmer, als ein Topfdeckel auf einem heißen Pott Spaghetti hüpfen konnte. Dass mir noch kein Dampf aus den Ohren kam, war auch schon alles. Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen, der Kakao fand den Anklang, den ich erhofft hatte. Das war gut, sehr gut. Die Aussicht, gemeinsam zu kochen, brachte ihre Augen zum Leuchten. Beinah fühlte ich mich an die Sterne am Himmelszelt erinnert. Oh Gott, was für ein kitschiger Vergleich, schoss es mir durch den Kopf, aber es stimmte einfach. Sie wollte wissen, was ich an Zutaten da hatte. "Ei, Maiskölbchen, Basmarti Reis, Zwiebeln, Pastrami, Rindfleischsteak Rib Eye um genau zu sein, Erbsen, Möhren, Scampi, Pilze, Brokkoli, Blumenkohl ... Hmm ansonsten komm doch einfach mit." Ich stand auf, um sie in die Küche zu führen. Die war zwar jetzt nicht gigantisch groß und nicht so gewaltig wie das Wohnzimmer, aber doch groß genug für eine Kochinsel, ohne dass der Raum zu klein wirkte. "Du kannst ruhig die Vorratsschränke öffnen und reinsehen, da ist nichts Gefährliches drin. Das versprech ich Dir. Bist Du gegen irgendetwas allergisch oder was magst Du gar nicht?"

    Ich war innerlich darüber mehr als nur ein bisschen erleichtert, dass die junge Frau den Weg zurück in die Wärme des Hauses antrat. Es kam mir vor, wie ein zehn Meilenmarsch. Wie es dann erst Cho Chang gehen musste, vermochte ich mir kaum auszumalen. Tatsächlich standen ihr ja schon die Tränen in den Augen. Ach herrje. DA hatte ich ja was angerichtet. Wenn ich dachte, diese Situation könnte nicht verrückter oder verfahrener werden? Sofern das keine Schlagzeile im Tagespropheten gab, hätten wir beide noch sehr viel Glück gehabt, oder? 3...2...1 atmen um zu überleben. Dann fragte sie, ob ich nicht gemerkt hatte, dass sie doch zurückgeküsst hätte. Und nun war es an mir so rot wie das Gryffindorwappen zu werden. "Ähm... ähm...ich dachte, ich hätte geträumt", gab ich dann bis auf die Knochen blamiert zu. Ich stand hier in meinem eigenen Haus wie ein begossener Pudel und meine Güte, war ich hier beinah ein Teenager? BITTE KNALL MIR EINER EINEN KLATSCHER AN DIE BIRNE, DAMIT DIE GEHIRNZELLEN DA OBEN SICH WIEDER ZURECHTRÜCKEN. Ups. Ich hatte mich sowas von in die Scheiße zu reiten. Ich versuchte nun wieder in ihrem Gesicht zu lesen. Aber es war gar nicht so einfach. Dann aber bat sie unsicher um eine heiße Schokolade. Ich nickte, "kein Problem", und anstatt die heiße Schokolade mit dem Zauberstab zu beordern, machte ich sie absichtlich von Hand, sodass das ganze ein wenig mehr SEELE bekam. Hmm - lecker. Das Ganze war mit Sahne sowie Karamellsauce und Schokodrops getoppt. "Gut so?", fragte ich mit leicht zitternder Stimme und war so unsicher wie ein Teenager. "Worauf hast Du denn Hunger?", fragte ich dann neugierig. "Es bleibt Deine Wahl. Ich hab kein Problem damit zu kochen... vielleicht auch gemeinsam? Und auch ohne Zauberstab, manchmal macht es Spaß und gibt mehr... Seele. Wenn man das so sagen kann."

    Da stand ich also wie ein geschlagenes Kalb und blickte sie wohl genauso dämlich an. MUHHH fehlte da nur noch. Verwirrt sah ich sie an, als sie mir eine Frage stellte. "Ähm", machte ich leise. "Ich wollte Dich nicht verletzen." Dann schluckte ich ein wenig. "Ich dachte, ich wäre zu weit gegangen und zu frech", flüsterte ich dann zitternd. "Das war un..." sie wollte ihre Sachen haben. "Oh", sagte ich, ließ sie wieder ein und sagte dann leise, "du kannst auch bleiben, wenn Du das willst" einem Impuls folgend, ohne dass ich wusste warum, ob es richtig war, ob es zu vermessen war oder keine Ahnung was. Herrje, meine Gedanken rasten mit der Gewalt eines Klatschers umher und zum ersten Mal in einem Leben fühlte ich mich BLÖDER als ein Rindvieh, BLÖDER als ein TROLL. Ja, ein Bergtroll. Ein riesiger, fetter, stinkender, dummer Bergtroll. Von der Gestalt her war es wohl eine passende Umschreibung für mich, nur dass ich weniger Fett mit mir herumtrug und mich vor allem durch Muskelmasse auszeichnete. "Möchtest Du etwas essen oder trinken zum Aufwärmen? Du siehst schon jetzt total verfroren aus."

    Ihre Lippen waren samtig, weich und irgendwie - lieblich. Konnten Lippen lieblich sein? Mein Hirn war komplett vernebelt. BING BOING BOOOOOM! In welches Chaos uns dieser Beinah-Kuss und der folgende Kuss stürzen sollte, konnte keiner ahnen. Ein dutzend wild gewordener Klatscher im Hospital hätten kaum ein größeres Durcheinander anrichten können. Herrje, wenn ich das gewusst hätte. Oder wenn sie es gewusst hätte. Wir beide hätten uns wohl gezwungen, mehr Klatscher zu reden. Egal wie unsinnig oder peinlich es auch erschien. Zumindest hoffte es der griechische Liebesgott Amor oder wer auch immer bei uns zugeschlagen hatte. Mit einem Mal fühlte ich mich wie ein großer, dicker Bär auf dem Tanzparkett. Eine Pirouette bitte und schneller, schneller und noch schneller. Oh oh Fettnäpfchen im An... ah Du hast das Fettnäpfchen mit dem ARSCH gefunden und den ganzen Tanzsaal geflutet. Ein Saal von der Größe der Großen Halle von Hogwarts. AUA. Ups. Vermutlich wünscht sie mir am liebsten noch einmal einen Klatscher an den Kopf, damit ich nicht solche Blödheiten mache. Ups. Bingo. Ich hatte ihr ja so richtig den Hof gemacht, ihr gezeigt, dass sie eine ganz tolle Frau war. Ich konnte mir wohl genauso gut selbst den Treiberschläger gegen die Stirn donnern. Das war genauso effektiv. Es war so verdammt verwirrend. In dem einen Moment genoss ich die Berührung, schob meinen mächtigen Körper sogar einige Millimeter in ihre Richtung, neigte mich ihr zu. Sie war attraktiv und das nahm ich unbewusst wahr, wusste es aber nicht genau zu benennen. "Ähm.... naja ..." stammelte ich dann mit ihr gemeinsam. "Äh... was gehen?" Ich war total verwirrt. "N.....ne..." Aber da war sie schon entschwunden! Ich stolperte unbeholfen hinterher. Sie war schon weg, kam dann aber zurück, als sie merkte, dass noch ihre Klamotten fehlten. Ich öffnete die Tür und murmelte leise, "Tut mir leid ... ich wollte" Stattdessen schluckte ich. "Ich wollte Dich nur nicht überfordern, weil ich zu schnell war" knallte ich dann schneller raus, bevor sie mir die Tür an den Kopf ballern konnte. Alter, dafür sollte sie mir noch einmal direkt eine knallen, in den Magen boxen, in den Sack treten... Oder keine Ahnung was. Ein Zittern durchlief meinen Körper und ich fragte mich, wie wir da hatten landen können.

    Dieser Moment hatte eindeutig etwas Magisches, ohne dass einer von uns beiden aktiv seinen Zauberstab einsetzte. Sehr seltsam. Was hatte das zu bedeuten? Ding Dong, Ding Dong, Ding Dong. Die junge Frau wusste direkt, was wir eigentlich anstelle der Dunkelheit fürchteten. Die Schatten und Schrecken, welche die Dunkelheit verbargen. Und ich hatte einige davon gesehen, mehr als sich Cho Chang vielleicht vorzustellen vermochte. "Ja, ich weiß, was Du meinst, Cho", murmelte ich leise, schluckte kurz und sie. "Und nein, Du bist nicht bescheuert, ganz und gar nicht. Eher sehr klug. Sonst wären wir beide wohl kaum in dem Hause der Rowena Ravenclaw gelandet, nicht wahr?" Das wurde ja immer bescheuerter, was ich hier von mir gab. Plötzlich stand sie auf, so plötzlich, als ob sie vor etwas fliehen müsste. Mir? Oh, wie hatte ich ihr Angst gemacht? Das tat mir leid. Es kam, wie es kommen musste und wir stießen zusammen. Dabei fing ich sie auf, als sie begann zu taumeln. "Oh, geht es?", fragte ich und erinnerte mich dabei an ihren verstauchten Fuß. Ich wusste nicht, ob ich das durfte, aber es war irgendwie schön, sie zu halten. Doch das zu sagen wäre böse, oder? Würde ihr dies etwa Angst machen? Ich war sowas von verwirrt und dann waren da unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich lächelte ein ganz kleines bisschen, ohne, dass es mir bewusst war. Sie war schön, sehr schön, sogar und attraktiv war sie wohl auch. Doch war ich nicht fähig, diese Erkenntnisse in Worte zu fassen oder gar bewusst zu äußern. "Geht es? Was macht der..." Ich beugte mich zu ihr, wollte sie etwas sagen? Nein, sie hielt den Atem an und ohne, dass ich es merkte, überwand ich noch ein wenig mehr Abstand. Plötzlich zitterte ich, wurde mir bewusst, was ich hier tat. Das Zittern wurde stärker. Was wurde das hier? Vitali Vulkanow war komplett verwirrt, das sah man mir an. Mein Herzschlag war rasend schnell, wie die Halsschlagader bewies. Auch in meiner Brust trommelte mein Herz, spürbar für sie, so nah wie wir uns nun standen. Ähm, sie verwirrte mich. So richtig. Und bevor ich wusste, was ich tat, legte ich vorsichtig die Lippen auf die ihren, unterbrach es dann wieder. "Tut mir leid... das war nicht richtig."

    Irgendwie schien etwas in ihr vorzugehen, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es war. Die erste Jugendliebe? Vielleicht. So alt war sie ja noch nicht. Mehr als ein paar kleine Teenager. Ich lächelte ein bisschen. Es war etwas sehr Privates, das sie mit mir teilte. Nicht selbstverständlich, das wusste ich. Umgekehrt teilte ich selbst auch nur selten etwas Persönliches wie das. Ich sollte ihr wohl ebenso vertrauen können? Und nach einigen Momenten erkannte ich, dass es ebenso war. Doch wenn ich mich nicht täuschte, war da irgendwo ein kleiner wunder Punkt und ich blickte sie lange Zeit an. Plötzlich fragte die junge Heilerin, was mir denn Angst machte. Ich senkte kurz die Augen, spürte wie ich rot wurde, ehe ich es verhindern konnte oder eine Möglichkeit fand, den starken Mann zu markieren. Normalerweise wusste ich, wie ich darauf antworten musste oder sollte, ohne mich schlecht darzustellen, aber auch menschlich genug. Normalerweise gab ich an, vor den Gasattacken meiner Kollegen Angst zu haben. Nun aber ging das nicht so einfach. Warum wusste ich nicht. Verwirrt erkannte ich, wie wichtig mir die Heilerin war, obwohl sie mir ja kaum bekannt war. Nur dieses Haus verband uns abgesehen von der Arbeit, in der ich als ihr Patient auftauchen konnte. Schon verrückt, wie klein diese Welt war. "Ich ..." eine kurze Pause. Ein Schlucken. "Ich mag es nicht in Dunkelheit zu schlafen" bekannte ich die Wahrheit. Ich hoffte, dass sie jetzt nicht begann zu lachen. Aber es war die Wahrheit. "Ja, das ist dumm..." murmelte ich, und ritt mich damit nur weiter in die Scheiße. Oh halt doch einfach die Schnauze, riet ich mir in Gedanken.

    Meine Taktik, sie abzulenken und sie von ihrem ersten Quidditchspiel erzählen zu lassen, ging voll auf. Offenbar hatte sie nie das zweifelhafte Vergnügen gehabt, während eines solchen Gewitters zu spielen. Anderenfalls wäre sie etwas abgebrühter. Doch ich hatte nicht vor, ihr das vorzuhalten. Als professioneller Spieler auf internationaler Ebene hatte ich tatsächlich gelernt in den verschiedensten Klimaszonen und Wetterlagen zu spielen. Aufregung und Adrelanin taten dann ihr Übriges. Unabdingbar war aber eine sehr gute Fitness, sonst hatte man keine Chance das zu überstehen. Sie stotterte zunächst ein bisschen, aber dann kamen doch ein paar Worte heraus. Ich lächelte ein bisschen. Sie hatte begonnen zu spielen, als ich die Schule schon verlassen hatte. Während wir redeten, intensivierte sich das Gewitter. "Ja, manchmal ist es nicht so einfach und man muss eben sehr auf das Team achten - auch als Sucher", erwiderte ich. "Wenn ich mich nicht täusche, verbindest Du aber trotzdem etwas Angenehmes mit dem Spiel, habe ich recht?", fragte ich dann neugierig weiter. Ich konnte sehen, wie ihr hübsches, schwarzhaariges Köpfchen ruhiger wurde und wie mir die Berührung an ihrem Handgelenk verriet. Obwohl ich kein Heiler war, wusste ich wohl aufgrund meines Berufs wo die Arterie am Handgelenk verließ. Beim Anlegen der Schienen für den Unterarm berührte ich die Stelle ja häufig genug am eigenen Körper und so fiel es mir nicht schwer, die Stelle bei Cho zu finden. Dann zog das Gewitter doch weiter. "Gerne doch", flüsterte ich leise und musste wieder schlucken. Die Situation war aus irgendeinem Grund so verdammt intensiv, nah, privat und verwirrend. Normalerweise hätte ich kaum jemanden so viel von mir gezeigt und nun offenbarte die jüngere Frau sich auch mir. Die Pflanze des Vertrauens schien zwischen uns zu erstarken, wurde von diesem Gewitter hier kräftig begossen und schien sich von einem Gänseblümchen zu einer etwas widerstandsfähigeren Pflanze zu entwickeln. "Jeder hat ab und zu Ängste, die nicht ganz rational sind. Absolut jeder. Auch ich. Also schämen Sie sich nicht dafür. Ich gebe allerdings zu, die Leute rechnen bei uns Spielern nicht damit, dass wir so etwas haben."

    Ich gab mir aus irgendeinem Grund tatsächlich Mühe. Warum wusste ich nicht. Ein Teil von mir wollte darüber lieber nicht allzu genau nachdenken. Es könnte unschöne Eingeständnisse geben, für die weder sie noch ich bereit waren. Ups. Und wir waren dabei, uns fröhlich weiter in die Scheiße zu reiten. Ordentlich und gründlich, wie mein Adoptivvater trocken kommentieren würde. Wenn ich so etwas anpackte, dann RICHTIG. Ich war neugierig, wie Cho das Haus empfand und insofern waren ihre direkten Worte auch kein Problem für mich. Immerhin hatte ich es auch herausgefordert. "Hm, ja, das Badezimmer hatte früher pastellrosa Wände. Es kann sein, dass ich noch irgendwo Bilder habe. Sicher bin ich nicht." Das Zimmer daneben diente als Gästezimmer und bot von dortaus ebenfalls Zugang zum Badezimmer. "Ich verstehe was Sie meinen. Es sind Ihre Erinnerungen und das ist auch gut so. Gute, schöne Erinnerungen sind wichtig. Dann kann man dem Ort auch immer gut wiederbegegnen, egal, wie er sich verändert hat. Das geht jedenfalls mir so, auch wenn das gewiss nicht für jeden gelten mag und jeder Mensch da wohl verschieden ist. Heimat ist eigentlich auch kein Ort, eher ein Gefühl, dass wir mit bestimmten Erinnerungen und Personen verbinden, die sich an dem Ort befinden oder befanden." Und schon kam wieder die philosophische Ader in mir durch. Typisch Ravenclaw. Irgendetwas war mit ihr los, doch vermochte ich nicht zu sagen, was es war. So beobachtete ich sie neugierig. "Freut mich, dass es Ihnen besser geht", sagte ich ruhig, ohne es richtig glauben zu wollen. Dann aber legte das Gewitter los und sie begann zu zucken. "Hey", sagte ich ganz leise und sprach sie nun mit ihrem Vornamen an. "Cho... ich darf doch, oder? Es ist alles in Ordnung. Hier kann nichts geschehen, ich passe schon auf, okay?" Meine Stimme war tief, sanft. Ich reagierte auf solche Zustände doch relativ empfindlich oder einfühlsam, anders als viele Männer. Ich kannte Angst leider zu genau. Ich war aufgestanden, ohne es zu bemerken, um mich vor ihr hinzuknien und nahm ihre Hand in die meine. Durch meine eigene Erfahrung mit der Angst, wusste ich ein wenig, wie ich helfen konnte. Ich hatte es ja selbst erlebt. Ich überlegte kurz und dann "erzähl mir doch von Deinem ersten Quidditchspiel, hm?" Das war zwar etwas komisch, da wir kaum Berührungspunkte in der Schule gehabt hatten, obwohl wir dasselbe Haus besuchten. Aber egal. Alles, was half, abzulenken, war richtig.

    Vitali versicherte mir, dass alles in Ordnung war. Gleichzeitig bot er mir jedoch auch an zu gehen, wenn ich wollte und mir auf dem Weg zum Hotel mit großer Wahrscheinlichkeit eine fette Erkältung einzufangen. Wollte er, dass ich ging? Wollte er den Abend allein genießen und seine Ruhe haben? Seine nüchterne Art bestärkte mich in meiner Vermutung. Er gab sich nicht sonderlich viel Mühe, um mich bei sich zu behalten, aber das konnte ich ihm wohl kaum übel nehmen.


    Er wurde ein wenig lockerer, als er sagte, dass wohl nur Heiler selbst genauso schlimme Patienten wären wie Sportler. Das entlockte mir nun doch ein Grinsen, denn ich wusste, dass er recht hatte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie ich als Patientin wäre. Wahrscheinlich würde ich alles besser wissen und die Heiler, die mich behandeln würden, betont höflich darauf hinweisen, wie sie es richtig machen sollen.


    Was sollte ich nun also tun? Sollte ich meinem Instinkt folgen und die Beine in die Hand nehmen? Doch wenn ich das tun würde, wäre mir eine Lungenentzündung sicher. Die war mit Magie zwar einfach zu heilen, aber auf die Schmerzen hatte ich trotzdem keine Lust. Wenn ich lebend aus meinem Urlaub rauskommen wollte, blieb mir also nur eine Möglichkeit. Außerdem sagte mir mein Herz entgegen all meiner Vernunft, dass es Vitalis Gesellschaft noch ein wenig länger aushalten würde.


    "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihre Gastfreundschaft gern in Anspruch nehmen",sagte ich lächelnd. Er wandte sich ab, und ich machte die Tür leise hinter mir zu. Ich legte die Sachen ordentlich hin, die er mir gegeben hatte und begann, meine nassen Klamotten auszuziehen. Meine Unterwäsche war glücklicherweise nicht so nass wie der Rest, den ich fein säuberlich über die Heizung hängte. Dann stellte ich die Dusche an und wartete, bis das Wasser warm wurde.


    Die Wärme war absolut wohltuend. Mein ganzer Körper kribbelte, als das Blut wieder zu zirkulieren begann. Ich hatte eine Gänsehaut, die aber nach ein paar Minuten wieder verschwunden war. Ich genoss das Wasser noch ein paar Minuten länger, doch schließlich stellte ich die Dusche wieder ab. Die Handtücher waren genauso flauschig, wie sie aussahen. Die Hose passte wie angegossen, und der Pullover war zwar zu groß, war dafür aber umso bequemer. Meine nassen, langen Haaren hatte ich mit einem Kamm durchgekämmt, sorgsam darauf bedacht, dass ich die ausgefallenen Haare aus dem Kamm entfernte. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Bad waren meine Wangen rosig. Nach einem letzten Blick in den Spiegel, öffnete ich die Tür und verließ das Badezimmer.

    Die Kraft, mit der ich sie hochzog, sorgte dafür, dass sie wieder gegen meine Brust krachte. "Ähm", sagte ich leise, "tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verschrecken." Dann schluckte ich hart. Mein Mund wurde trocken, das Herz schlug schneller, wie die Halsschlagader bewies. Ich ahnte ja nicht, welche Gedanken ich in der jungen Heilerin auslöste. Noch weniger wusste ich davon, welche Schlussfolgerungen sie aus dem Interieur beziehungsweise der Dekorierung meines Hauses zog. Genauso wenig ahnte sie wohl von den Motiven, die da eigentlich hinter standen und wieso ich das alles so herrichtete. Es war für mich selbst eine immer währende Erinnerung daran, dass ich der Hölle meiner Kindheit entkommen war. In diesen Tagen, da ich Teilen der Vergangenheit wiederbegegnet war, war dies umso wichtiger für mich. All das bildete einen bedeutsamen Anker in die Realität und half mir, zur Ruhe zu kommen. Insofern war es psychologisch klug, stets vorberietet zu sein. Es entspannte mich besser. Ganz nebenbei machte es Spaß, zu dekorieren und dergleichen. Sie murmelte ein kleines Danke, als ich ihr Pullover und Hose gab. Sie schien nun so verschreckt wie ein Reh zu sein. Das implizierte die nächste Frage wohl ebenso. "Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung", sagte ich daher und fragte mich, wieso sie nun da drauf kam. "Ich fand es nur sinnvoller, bevor Sie sich da draußen den Tod holen. Aber nur zu, wenn Sie unbedingt wollen. Allerdings wäre es wohl reichlich komisch, am Ende des Urlaubs selbst als Patient aufzutauchen, oder? Das gäbe wohl reichlich komische Sprüche, kann ich mir vorstellen." Jedenfalls erging es so schon einmal meinem Adoptivvater Darko vor etwa acht Jahren. "Es kann natürlich noch mal wertvolle Einblicke in den Alltag bieten. Allerdings wäre es in Ihrer Lage doch eigentlich doppelt blöde, oder nicht?" Ich zuckte mit einer massigen Schulter. "Tun Sie, was Sie mögen. Sie sind, glaube ich, alt genug, oder?" Mein Tonfall war ruhig, schlicht und absolut sachlich. "Soweit ich weiß, sind die schlimmsten Patienten einerseits wir Sportler. Die anderen sind die Heiler selbst" führte ich dann lachend fort.

    Es war ein angenehmes Gespräch mit der jüngeren Heilerin und wie könnte es anders sein, liebte sie die asiatische Küche. "Ich schätze, mit verbundenen Augen und ohne dass man weiß, was auf der Gabel beziehungsweise dem Löffel liegt, würde man sehr viel mehr essen. Sehr viel mehr, als wir glauben. In anderen Ländern isst man schließlich auch Marden oder dergleichen." Zumindest Proteine lieferten diese Krabbelviecher. Trotzdem würde ich das nicht essen wollen. Es kam wohl schlichtweg auf den Kulturraum an, in dem man groß wurde. Doch auch hier in Großbritannien gab es Dinge, die für andere unvorstellbar waren. Dazu zählte das schottische Nationalgericht, den Haggis. Das konnte ich vollkommen verstehen - Schafsmagen mit Hackfleisch gefüllt trieb auch mir die Galle hoch. "Es ist oftmals so, dass viele Restaurants einfach nur auf Massenware ausgerichtet sind und die Gerichte an vorherrschende Geschmäcker des Landes anpassen. Wirklich guten bulgarischen Schafskäse bekommt man hier auch nicht an jeder Straßenecke. Und das, was hier als Feta beziehungsweise Schafskäse verkauft wird, ist oftmals mit ordentlich viel Kuhmilch versetzt. Dann ist es milder. Hier ist vielen Menschen der originale Käse zu streng, zum Glück trifft das aber nicht auf meine Eltern zu." Aber es gab auch Geschäfte, in denen gute Produkte zu bekommen waren. Nun erzählte Cho ein wenig mehr von den Zutaten, die sie schätzte. Garnelen und Ingwer, gebratene Shitake-Pilze und es war ihr anzusehen, wie ihr im Munde schon das Wasser zusammenlief. Aber ich schätzte auch einen Haufen britischer Gerichte.


    "Ja, den Laden gibt es noch. Hin und wieder hol ich da auch etwas." Ein lautes mmm verdeutlichte ihren Appetit noch. Dann lud sie mich ein - wohlgemerkt hier an dem Ort, an dem ich Zuhause war - asiatisch zu kochen. Ein teil von mir war aufgeregt, freudig, ein anderer hatte Angst, noch einer war neugierig. Ging das zu schnell? Aber sie schien auch Dann landete sie auch noch praktisch auf mir und sie war so verdammt pitsch nass. Gerade war ich noch versucht gewesen, ihr etwas von dem Moussaka anzubieten. Aber nun, da sie nass war, hatte sich das erledigt. Ich konnte und wollte nicht verantworten, dass sie meinetwegen tatsächlich noch länger ausfiel. Und irgendwie wäre ich es ja schuld, wenn sie hier nass sitzen bleiben oder bis ins Hotel zurücklaufen musste. Mein Körper versteifte sich kurz und dann begann ich unkontrolliert ein bisschen zu zittern. Ihre rote Gesichtsfarbe lenkte mich ab, sie schien ebenso nicht damit gerechnet zu haben. Ich lenkte mich ab, indem ich alles zusammenpackte. Mein Mund war staubtrocken. Noch ein ziemlich neues Gefühl, das ich nur schwerlich einordnen konnte und mir etwas zum Nachdenken gab. Ich klopfte mir noch schnell den Sand von den Beinen, ehe ich ihr die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen. Ein wenig schwungvoll, ups. Tja, da hatte jemand mal nicht ganz die eigenen Kräfte bedacht - ich.


    Der Wind frischte immer weiter auf, während wir nun nach oben gingen. "Uhh, jetzt wär es mir aber auch etwas kühl, nur da draußen zu sitzen und zu zeichnen." Mit einem Wink des Zauberstabs öffnete ich die Terassentür und ließ Cho ein. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatten Vorhänge verhindert, dass sie einen genauen Blick ins Innere des Wohnzimmers werfen konnte. Meine Sachen stellte ich neben der Terrassentür ab. Ich deutete auf die linke Seite des Wohnzimmers. "Da ist ein Vollbad. Gehen Sie sich ruhig duschen oder baden. Kein Problem." Ich ging in mein Schlafzimmer, um einen Hoodie zu holen. Der wäre gewiss groß genug, um für sie als Kleid zu dienen. Mit dem Zauberstab ließ ich eine Jogginghose noch ein wenig kleiner werden. Ich wusste, dass in dem Badezimmer alles in bester Ordnung war: flauschige Handtücher, die dank eines Zaubers immer schön warm waren und Seife sowie etwas Shampoo warteten ebenfalls. Ich reichte der jungen Frau die Kleidung. Obwohl es kühl war, stand mir nun ein wenig Schweiß auf der Stirn. Der Grund dafür war schlichtweg, ganz einfach: Ich war nervös.

    Mit Cho Chang so zu reden war angenehm und besser als die Kopfwäschen, die ich im Hospital zu hören bekommen hatte. Oder auch die Begegnung gestern – wobei gestern ja nicht nur blöd gewesen war. Aus irgendeinem Grund war die junge Heilerin mir glattweg sympathisch. Warum wusste ich auch nicht. Dass meine Aussagen gerade ihr Herz beinahe zum Flattern brachten, wusste ich nicht. Ebenso war mir nicht bekannt, dass sie erst vor kurzem auf den Sucher Krum getroffen war. Nun wollte sie wissen, was wohl meine Lieblingsspeise war. „Hm, es gibt keine absolute Nummer eins, weil ich mich nicht langfristig entscheiden kann. Insofern spreche ich lieber von Phasen. Ich könnte eher sagen, was ich nicht mag. Calamaris beispielsweise“ oder angebrütete Enteneier. „Aber aktuell könnt ich mich in Baniza mit Spinat und Feta oder auch in Yorkshire Pudding mit Braten reinsetzen. Zumindest brauch ich mir als Spieler nach so einer Portion nicht sofort Gedanken um das Gewicht oder die schlanke Linie machen. Später irgendwann ja, wenn ich dann halt so weiter mampfe wie ein Scheunendrescher.“ Da würde sogar ich unweigerlich aus dem Leim gehen. „Und bei Ihnen?“, fragte ich dann neugierig geworden.


    „Hm, ich mag glaube ich beides. Da gibt es nicht entweder oder. Allerdings in der magischen Welt ist es nicht immer einfach, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Immer mal wieder wird man auch angesprochen. Es ist auch irgendwo schön, ja, und es gehört wohl einfach dazu. Sonst hätte ich diesen Job nicht wählen dürfen. Manchmal nervt es allerdings auch schon.“ Welche Gedankenspiele sie gerade in ihrem hübschen Kopf spielte, wusste ich nicht und wäre es so, wäre ich wohl so rot wie ein Quaffel geworden. „Ich finde es auch toll, in anderen Ländern essen zu gehen und so einen Teil der Kultur kennenzulernen. So hab ich dann auch Sushi oder die indische Küche und Falafel beispielsweise kennengelernt. Wie ist es bei Ihnen?“


    Mein Vorschlag, mehr über die Historie des Ortes herauszufinden, schien auf Begeisterung zu stoßen, denn sie gab grinsend zurück, dass sie vielleicht wirklich so etwas tun dürfte. „Urlaub ist dafür da auch mal zu entspannen.“ Als das Gespräch sich der Robbe Bella zuwandet, betrachtete Cho das Tier eingehend. Ich lachte ob der stürmischen Begrüßung. „Tja, solche Abenteuer gibt es hier schon mal. Sie sind bestimmt die einzige im Hospital, die sowas zu berichten weiß.“ Doch plötzlich hatte Bella noch mehr auf Lager. Rums! Und schon hatte ich die Frau noch näher bei mir, denn sie fiel mir praktisch in die Arme. Auch sie war davon überrascht worden. Das Tier war derweil wieder im Meer verschwunden. „Ähm... ähm“ machte ich und verfluchte mich für dieses geistlose Gestammel.


    Ihr wilder Herzschlag verriet mir, dass sie aufgeregt war. Doch warum? Und warum zum Teufel ließ sich mein eigenes Herz spontan auf diesen Takt ein? Mein Mund wurde staubtrocken. Doch das lag wohl auch daran, dass sie irgendwie auf meine Eier drückte. Autsch. Mir entfuhr unwillkürlich ein Wimmern, denn außerhalb des Spielfelds trug ich natürlich keinen Eierschutz, der meine Kronjuwelen schützte. Ich wollte mich bewegen, geriet aus dem Gleichgewicht und so neigte sich mein Kopf ihr entgegen. Nun waren nur noch wenige Zentimeter zwischen unseren Lippen.


    Doch sie rutschte wieder weg. Warum störte mich das gerade? Zumindest mein Gemächt freute sich über den verringerten Druck. Aus irgendeinem Grund spürte ich nun in meinem gesamten Körper meinen Herzschlag viel deutlicher als noch vor einigen Minuten. Es machte mir Angst, die ich aber möglichst weit von mir weg schob. Nun, da sie nicht mehr so nah war, war es kühler geworden. Kühler. Der Wind! Und jetzt setzte mein Hirn auch wieder ein. Ihre Kleidung war komplett nass. „Kommen Sie mit nach oben. Das wird hier nun schnell kühler und windiger. So nass wie Sie jetzt sind, holen Sie sich nur den Tod, wie man so sagt. Der Weg bis ins Hotel wäre lang, solange Sie fast so nass sind wie die Robbe.“ Erstaunt erkannte ich, dass ich nicht wollte, das sie gar krank wurde. Ich sollte nicht ahnen das ein Teil von mir vor so etwas dermaßen viel Angst hatte das ich zu einer extremen Verdrängung neigte und noch weniger das mir das in nicht einmal zwei Wochen mächtig auf die Füße fallen würde.

    Die junge Frau war mir wirklich sympathisch und ich lächelte ein bisschen. „Es freut mich, dass alles gut ging. Das wär wahrlich kein schöner Urlaub gewesen, wenn Sie plötzlich als Patientin im St. Mungo Hospital Ihren Urlaub verbringen müssten. Einziger Vorteil wäre wohl, die Urlaubstage gäbe es zurück. Aber den Ort kennt man dann doch zur Genüge, kann ich mir vorstellen und man hat da erst recht keine Lust darauf.“ Ich sparte mir allerdings den Spruch, dass die schlimmsten Patienten entweder Sportler oder Heiler waren. Denn gerade mit dem zweiten Teil würde ich ganz bestimmt nicht in ihrem Ansehen steigen. Halt, Moment, das war mir wichtig?! WIESO? ALTER WAS GEHT DENN MIT DIR AB, VITALI? donnerte meine innere Stimme in meinem Kopf los, so laut, als ob Thor seinen Hammer wie ein Wilder geschwungen hätte. Ah, da kam dann auch schon die Retourkutsche, mit dem Besitzer umso mehr. „Hm, ich schätze, als die Eigenschaft ‚Geduld bei Krankheiten oder im Hospital‘ vom Schicksal verteilt wurde, muss ich den Regenschirm aufgespannt haben oder ich hab geschlafen oder war nicht da. Suchen Sie es sich aus“ antwortete ich mit einem weiteren Grinsen. „Naja, es heißt, Nobody is perfect. Ich auch nicht, auch wenn die Presse uns Spieler gerne zu solchen Ikonen stilisiert. Noch eine Schwäche von mir? Hm, Essen?“ Allerdings hatte ich im Hospital eher wenig gegessen. Mir war nicht bewusst, woran Cho Chang gerade alles dachte, und ich ahnte auch nicht, dass mir noch eine Kopfwäsche durch meinen Vater Darko bevorstünde, sobald er von dem Vorfall Wind bekäme.


    „Das wird schon noch“ gab ich zuversichtlich und einem Zucken der massigen, muskulösen Schultern zurück. „Es gibt hier eine interessante Historie und immer etwas zu entdecken, egal in welcher Welt“ und damit meinte ich die magische, als auch die der Muggel. „Oder auch die Freundschaft einer Robbe zu gewinnen. Sie kommt längst nicht zu jedem, die werte Bella.“ Den Namen hatte sie von mir bekommen und ich fand, er passte hervorragend zu dem eleganten, wie neugierigen und auch kuschelbedürftigen Tier. Dann fragte mich Cho, ob Schwimmen ein guter Ausgleich für mich war und ich nickte. „Ja, es macht definitiv Spaß und man kann gut abschalten oder danach auch verdammt gut schlafen. Es macht mehr müde beziehungsweise man merkt es nicht im Verlauf, aber abends dann. Und naja... ähm, ich weiß nicht, ob verdorben der richtige Ausdruck ist. Vielleicht, aber ich denke, Ihre Motivation ist zumindest nachvollziehbar. Ich weiß allerdings auch, hab ich zu viel Druck auf dem Kessel und werde den nicht los, wird aus mir eine Grumpy Cat, okay, um der Wahrheit die Ehre zu geben, wohl eher mindestens im Tigerformat. Das will wirklich auch niemand im Hospital herumlaufen haben, glauben Sie mir.“


    Während die schwarzhaarige, junge, asiatischstämmige Heilerin der Robbe den Kopf kraulte, wollte sie wissen, woher das Tier stammen konnte. „Ich vermute, dass sie aus einem Tierpark oder Zoo hier in der Gegend ausgebrochen war. So zutraulich wie sie zu Menschen ist, wäre das nicht verwunderlich. Aber sie muss auch jung genug gewesen sein, das Jagen selbst zu erlernen und sie wird nicht zugefüttert. Das ist gut.“ Ich begann zu lachen, als Bella dann einen Satz nach vorne machte und das volle Kuschelprogramm von ihrer neuesten Freundin forderte. „Oh, da ist aber jemand sehr angetan von Ihnen würde ich sagen.“ Wie zur Bestätigung dieser Worte ließ das Tier ein Bellen hören. Zum Glück lag nicht die ganze Robbe auf Chang, denn das Tier wog glattweg mehr als ich und war mindestens genauso verspielt. Bella gab Cho ein feuchtes Küsschen. „Mehr als angetan“ setzte ich lachend hinzu. Doch als wäre das nicht genug gewesen musste wohl Amor im Bauch der Robbe heranwachsen oder die Schwangerschaft machte das Tier gerade zu liebestoll: Mit einem kleinen Schubser sorgte Bella dafür, dass Cho gegen meine Schulter fiel. Zwar hatte mich Cho schon vorher berührt, aber im beruflichen Kontext und das war ein unerwarteter überraschender Körperkontakt.

    Es erstaunte mich beinah das der Besen sich tatsächlich von seiner netten Seite gezeigt hatte. "Manchmal ist er eigenwilliger" lautete meine Antwort. "Aber wer war nicht hin und wieder ein kleiner oder großer Rebell, ob innerlich oder äußerlich" führte ich mit einem spitzbübischen Grinsen fort, bei dem so manche Fans sich kreischend auf mich gestürzt und die Fotografen kaum mit dem Klicken ihrer Kameras hinterher gekommen wären. Dafür hätten sich beide Gruppen hier auch die Nacht über in den kalten Sand gelegt und gebibbert. Die junge Heilerin machte Anstalten aufzustehen, als ich meine Sachen einpackte und beteuerte, dass sie mich nicht hätte stören wollen. Miss Chang war offenbar sehr höflich und meine Spielfeldmanieren würden sie wohl hochrot anlaufen und umkippen lassen.


    Vitali Vulkanow mit junger Frau in Nöten am Strand gesichtet gäbe eine wunderbare Schlagzeile in der Hexenwoche oder auch im Tagespropheten. Kimmkorn würde wohl schon am liebsten die Hochzeitsglocken läuten lassen. Auf meine Frage nach dem Befinden ihres Fußes streckte sie selbigen vor, bewegte ihn hin und her und zeigte somit, dass es wohl besser war. "Das freut mich" sagte ich freundlich und hörte ruhig weiter zu. Nich nie im Urlaub war sie gewesen? Das erstaunte mich dann doch. Warum? Ich war ja wirklich quidditchversessen ohne Ende aber sogar ich wusste, dass hin und wieder Entspannung ganz guttat. "Na dann genießen Sie die Tage umso mehr."


    Bella hatte ihr Mahl beendet, um neugierig an Cho heranzukommen und vorsichtig zu beschaffen. Die nächste Frage beantwortete ich mit einem freimütigen "ja". Dann eine kurze Pause. "Ich finde das Meeresrauschen entspannend und wenn man so ein Kleinod hinter dem Haus hat muss man das auch ausnutzen finde ich. Und es wird noch früh genug kalt. Meine Lust zum Schwimmen hab ich ja gestern fröhlich gezeigt..."


    Zum Glück kam nun Bella dazwischen, denn sie beschnüffelte Cho genauer, rückte noch näher heran. Ich hätte mich glattweg wieder mit den Worten und ich vermute mal Sie hätten mir am liebsten ein Fischernetz über den Kopf geworfen ans Bett gefesselt bis das entlassen medizinisch verantwortet werden könnte in die Scheiße geritten. Ob Zufall oder Ob das Tier über einen sechsten Sinn verfügte wusste ich nicht, aber es war egal. Also danke Bella, du hast mich wohl gerettet, zollte ich der niedlichen Robbe in Gedanken meinen Respekt.


    "Ich glaube Sie können sie streicheln. Bella ist enorm zutraulich sodass ich vermute, sie muss mal in Menschenhand in Gefangenschaft bei den Muggeln gewesen sein. Insofern ist es erstaunlich, dass Bella gelernt hat zu jagen und nicht verhungert war. Ich schätze, sie kam schnell in eine Gruppe und war noch jung genug sich umzustellen. Hin und wieder kommt sie hier her seit dem ich sie mal von einem Fischernetz befreit habe" klärte ich bereitwillig die Zutraulichkeit des Tiers auf. Bisher war unklar, dass das junge Weibchen für zwei fraß und ihr erstes Baby erwartete. Aber keiner von uns ging wohl als großer Robbenexperte durch, der jeden Muggel in den Schatten stellte.

    Das war ein verrückter Abend, so viel stand fest. Das Schicksal schien ganz andere Pläne mit uns zu haben, als uns lieb war. Aber ich hatte beschlossen, mich zumindest jetzt zu benehmen. Das war nicht selbstverständlich. Mein Blick glitt kurz zu ihren Füßen, die in Turnschuhen steckten. Aus dem einen ragte ein Teil des Verbands hervor. Vermutlich gaben die Schuhe mehr Halt in dem nachgiebigen Sand, der zum Umknicken geradezu verleitete. Bella konnte


    Dann blieb ich abrupt stehen. Das musste Einbildung sein, ich wurde so langsam wahnsinnig. Mit der Hand schirmte ich meine Augen vor der Sonne ab. Nun konnte ich besser sehen, aber die Einbildung verschwand nicht. Dort vorn am Meer saß tatsächlich Vitali auf einer Picknickdecke und mit einem Zeichenblock in der Hand. Er streichelte gerade eine ziemlich niedliche Robbe, die ihm komplett zu vertrauen schien. Ich überlegte ernsthaft, ob ich einfach wieder umkehren sollte, nachdem unsere Begegnung am vergangenen Tag so schrecklich geendet hatte. Sie war so sorglos, wie man nur sein konnte. Die größten und gleichzeitig dringendsten Probleme, die sie kannte, war Hunger. Doch gleichzeitig war es mitunter existenzbedrohend. Zum Glück musste Bella nicht daran leiden und erwies sich als eine geschickte Jägerin. Sie erwischte schnell einen Fisch, den sie zum Strand schleppte und auf dem nassen Sand verspeiste, während sie ein paar Wellen leicht umspülten. Das Tier war ganz friedlich und schien die anfängliche Scheu abzulegen.


    Die junge Heilerin begrüßte mich ebenso höflich wie freundlich und war bemüht, die gestrige Situation nicht zu sehr zur Sprache zu bringen. Ich wurde plötzlich ein bisschen rot, denn die Worte, an seinem Platz bleiben, waren so doppeldeutig. Ich hatte ganz und gar nicht vor, mich noch einmal vor ihr zu entblößen. Das war hoch peinlich gewesen – für uns beide. Allerdings hatte sie das ganze auch verursacht, nicht etwa ich. Sie setzte sich nun unsicher auf die Decke, die ein wenig vor der aufkommenden Kühle schützte. „Ich denke, das ist doch klar. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich nun hier sitzen würde. Und solang der Besen nicht beginnt, Randale zu treiben oder Sie um den Schlaf zu bringen, ist wohl alles in Ordnung, oder? Also, ich vermute mal, dass der Besen bis heute Nacht Ihr Zimmer nicht zerlegt hat. Beruhigt Sie das?" Derweil legte ich den Stift zur Seite, steckte ihn in ein mitgebrachtes Etui, sodass er vor einem Bruch sicher war und nicht im Sand verloren gehen konnte. Nun legte ich das Deckblatt über die begonnene Zeichnung, um sie zu schützen. Anschließend fragte ich höflich, "was macht Ihr Fuß? Genießen Sie Ihren Urlaub?"

    Es war etwa 18 Uhr abends. Der Sonnenuntergang zauberte zahlreiche Farben an den Himmel und strahlte ein paar Wolken indirekt an, sodass sie wie kleine Wattebäuschchen wirkten. Es war ein tolles Naturschauspiel, welches über dem Meer lag. Die Szene inspirierte mich zum Zeichnen, sodass ich einen Rucksack mit Zeichensachen vollpackte und auch etwas zum Essen sowie zum Trinken mitnahm. Wäre nicht morgen schon ein Training, würde ich es mit einem Glas Wein begießen, so aber entschied ich mich kurzerhand für Kakao, auch wenn das nicht wirklich zu Kufte und vegetarische Moussaka ein. Das passte zwar nicht direkt zusammen, aber egal. So verrückt wie Dumbledore war ich dann nicht, der hatte ja Senftorte mit Marmelade und Kürbissirup gemischt.


    Was es zu feiern gab? Das ich morgen wieder auf den Besen steigen und mit den Caerphilly Catapults trainieren konnte. Heute Vormittag hatte ich noch einmal ins Hospital gemusst. Zum Glück war ich nicht auf Cho Chang in dieser Sache getroffen. Das wäre vielleicht noch unangenehmer geworden nach der letzten Begegnung. Zwar war die junge Asiatin mir nicht ernsthaft unsympathisch, da gab es deutlich schlimmere Typen, aber es wäre mir doch irgendwie peinlich gewesen. Warum wusste ich selbst nicht. Noch verwirrender war für mich der Umstand, war die Tatsache, dass ihre Urlaubswahl mir weniger Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen bereitete als die Vorstellung einer Untersuchung nach unserer letzten Begegnung. Seltsam. Verwirrend. Was sollte das heißen? Ich schüttelte nur den Kopf und beschloss, diese Dinge erst einmal beiseitezuschieben. So zog ich feste Schuhe an, packte noch eine Decke sowie eine Jacke ein und verließ über die Terrasse das Haus.


    Mitten auf dem weichen, noch leicht warmen Sand breitete ich die Picknickdecke aus, um mich darauf niederzulassen. Das Ding war ein Quadrat von etwa vier Metern Größe und konnte bequem als Teppich durchgehen. Aus dem Rucksack nahm ich noch DIN-A1-Zeichenblock, dessen Rückseite ich magisch verstärkt hatte, sodass nichts verbiegen konnte, sowie die Bleistifte und die Kohlebox. Wie gut, dass der Rucksack mit einem Ausdehnungszauber belegt war. Sonst hätte ich wohl zweimal laufen müssen. Kaum dass ich die Schuhe sowie die Socken ausgezogen hatte, vergrub ich die Zehen im Sand.


    Es war, als ob sich so viel besser Kontakt zu der Szene aufnehmen konnte, die mir vorschwebte. Ich legte mit ein paar schnellen Strichen das Meer an und ließ die groben Züge eines alten Segelschiffs entstehen, als ich unvermittelt aufsah. Ein Geräusch hatte mich aufgeschreckt. Es war Bella, die Robbe. Sie war früher im Zoo gewesen, dann aber ausgebrochen und lebte seit dem in einer wilden Gruppe hier in der Gegend. Letztes Jahr hatte ich das Tier von einem Fischernetz um seinen Hals befreit. Seitdem kam sie immer mal wieder vorbei, wie um sich zu bedanken. Die Robbe hätte ohne meine Hilfe sehr wahrscheinlich nicht überlebt. „Hey Bella“ begrüßte ich das Tier und kraulte sie am Kopf. „Schön, Dich zu sehen. Und ja, Du kommst auch auf das Bild.“


    Dann war da ein Geräusch, das Bella erschrak und sie tauchte schnell wieder ab ins Meer. Ich sah mich auf der Suche nach der Quelle des Verursachers um, konnte aber nichts vor mir entdecken. Also wohl hinter mir. Ich griff nach meinem Zauberstab, als ein Schatten auf meinen Zeichenblock fiel. Als ich aufsah, stellte ich fest, was oder besser wer Bella aufgeschreckt hatte. „Hallo Miss Chang“, sagte ich freundlich. Unsere letzte Begegnung war ja nicht grade besonders schicklich oder ideal verlaufen. Eher chaotisch und sau peinlich für mich. „Dieses Mal bleib ich angezogen beziehungsweise ich geh nicht im Meer planschen“ kündigte ich direkt an. „Setzen Sie sich, wenn Sie mögen.“

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